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Wolfgang Templin


Meine Erinnerung ist, daß wir an diesem Montag, ein typischer Wintertag mit dickem grauen Nebel,  eine Sitzung des Runden Tisches hatten und uns am späten Nachmittag die Nachricht erreichte, es komme zu Unruhen und Zwischenfällen in der Normannenstraße, wir müßten sofort dorthin. Ich kam ungefähr zwischen 17.00 und 18.00 Uhr dort an und stand dann mit anderen in einer ziemlich großen Menge vor verschlossenen Toren.

Als sie das Tor öffneten wurde ich vom Sog der in den Gebäudekomplex drängenden Menschen mit fortgerissen. Die Stimmung der Leute war keineswegs aggressiv, sie war eher aufgedreht und von der Situation überwältigt. Zu Anfang war ich mit in dem Komplex, in dem Speisesäle und Kantinen waren. Dort lag malerisch einiges verstreut, aber ich konnte die einzelnen Leute, die sich dort zu schaffen machten, auch nicht identifizieren. Nach einiger Zeit, es mag so gegen 21.00 Uhr gewesen sein, geriet ich dann, in ein anderes Gebäude, wo eigentlich nur ab und an einer durch die Gänge lief. Nirgends waren Wachposten zu sehen, und das ganze Haus war nur durch eine Art Notbeleuchtung erhellt.

Dort traf ich Carlo Jordan, einen langjährigen Mitstreiter aus der DDR-Opposition. Er war es, der mir dann sagte, daß wir hier irgendwie in der Zentrale seien. Und als wir um eine Ecke bogen, stießen wir auf einen sehr freundlich und ruhig wirkenden Herren, der überhaupt nicht aufgeregt war. Er stellte sich als "Herr Engelhardt" vor und sagte, er sei hier gewissermaßen der Diensttuende, er kenne uns und es wäre doch ganz gut, daß wir uns auf diese Art treffen würden. Wir waren so verblüfft und überrascht, daß wir uns von ihm mit in ein Zimmer nehmen ließen. Das Büro wurde nur von einer Schreibtischlampe beleuchtet. In einem Fernsehgerät lief eine Sondersendung der "Aktuellen Kamera" über die Besetzung der Stasi-Zentrale. Er holte dann Wodka hervor, und wir tranken.


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